Erste EM-Medaille für Bettina Fichtel

Degenfechterin der TSG Friesenheim holt Team-Silber für Deutschland

Hamburg (22.05.2022)


Bettina Fichtel 2022Um nur einen Treffer hat Bettina Fichtel mit der deutschen Degen-Mannschaft EM-Gold verpasst. Bei den Titelkämpfen in Hamburg unterlag ihre Mannschaft Italien im Finale hauchdünn 43:44.

Dabei hatte es anfangs gar nicht danach ausgesehen, als ob das deutsche Team mit Bettina Fichtel von der TSG Friesenheim, Judith Stihl (SV Waldkirch), Silke Hargina (FS Pforzheim), Karen Dömeland (USC Magdeburg) und Kathrin Nicolay (SA Fechterring Hochwald) beim Kampf um die Medaillen eine Rolle spielen würde. Die fünf Mannschaftsmitglieder aus fünf verschiedenen Vereinen, die sich untereinander teilweise gar nicht kannten, mussten als Team erst einmal zusammenzuwachsen. Und so wunderte es nicht, dass sie in der Vorrunde klar 32:45 gegen Frankreich sowie gegen Spanien 42:45 verloren. Nur gegen Irland konnte sich die Mannschaft 43:20 durchsetzen.

Im Achtelfinale trafen Fichtel & Co. auf Belgien, und hier war es die TSG-Fechterin, die den Ton angab. Mit einem Trefferindex von +8 stellte sie die Weichen auf Sieg – Deutschland zog mit einem 44:36-Erfolg in die nächste Runde ein. Im Viertelfinale gelang dem Team dann eine erste große Sensation: Nachdem man in der Vorrunde mit 13 Treffern Abstand unterlegen war, konnte man die starken Französinnen und amtierende Titelverteidigerinnen mit 45:41 in die Knie zwingen. Bis zum Stand von 35:33 war das Gefecht stets ausgeglichen. Dann war es erneut die Friesenheimerin, die den Unterschied machte. Im vorletzten Duell deklassierte sie ihre Gegnerin mit 5:1 und bescherte Schlussfechterin Hargina einen komfortablen Sechs-Treffer-Vorsprung, den diese sicher ins Ziel brachte.

Im Halbfinale ging es gegen Großbritannien, die zuvor überraschend Ungarn 45:44 geschlagen hatten. Nach drei von neun Gefechten lagen die Britinnen 15:11 in Führung, konnten diese aber nicht aufrechterhalten. Erst drehte Stihl den Rückstand in eine 20:19-Führung, dann punkteten Hargina, Fichtel und erneut Stihl deutlich und bauten den Vorsprung bis zum Endstand von 45:34 auf 13 Treffer aus – Deutschland stand im Finale.

Das Erfolgstrio Stihl, Hargina und Fichtel ging auch im Finale auf die Bahn, während Dömeland und Nicolay draußen blieben. Italien konnte sich einen kleinen Vorsprung erarbeiteten und lag zur Halbzeit 27:25 vorn. Die starke Judith Stihl holte dann gleich sechs Treffer heraus und bescherte ihrer Mannschaft für die zwei letzten Gefechte eine Drei-Punkte-Führung (31:28). Bettina Fichtel konnte den Abstand halten und schickte Silke Hargina mit 37:34 ins Schlussgefecht. Dann wurde es dramatisch. Obwohl Hargina den Abstand zunächst sogar bis auf 39:34 ausbauen konnte und bei 29 Sekunden Restzeit noch 42:39 führte, glitt ihr der Sieg aus den Händen. In der verbleibenden Zeit setzte die Italienerin Isabella Cargnoni drei Einzeltreffer und gewann dann nervenstark im Sudden Death (Verlängerung) mit 44:43.

„Nach dem letzten Treffer waren wir für einen ganz kurzen Moment enttäuscht. Aber nach dem verkorksten Start ins Turnier haben wir definitiv Silber gewonnen und nicht Gold verloren“, sagte Bettina Fichtel. „Eine so gut funktionierende Mannschaft habe ich bislang nur mit meinen Friesenheimer Vereinskolleginnen erleben dürfen. Dass es diesmal auch mit der Nationalmannschaft gelungen ist, macht ganz viel Mut für kommende Einsätze“, ergänzte sie. Für die TSG-Fechterin, die hauptberuflich als Sportdozentin an der Universität Duisburg-Essen arbeitet, war es nach drei WM-Medaillen die erste bei einer EM. dpla